Auf das Angebot EuroTrainee der IHK und der EU für Azubis in kaufmännischen Berufen bin ich durch ein Informationsblatt gekommen, welches in unserer Schule verteilt wurde. Nach Rücksprache mit Lehrkräften und der Freistellung ging es an das Bewerbungsverfahren. Ein Lebenslauf auf Deutsch/Englisch, ein zweisprachiges Motivationsschreiben und die Erlaubnis des Betriebes waren für das Bewerbungsverfahren nötig. Als die erfolgreiche Zusage aus Stuttgart kam, waren es lediglich zwei Vortermine, an denen Formalia und Erasmus-Anträge bearbeitet werden mussten; wobei dies alles die Mitarbeiter der IHK organisierten. Sie standen in ständigem Kontakt zu einer Partnerorganisation in Budapest, welche auch den Arbeitsplatz raussuchten und vermittelten. Denn das Ziel war es, in der gleichen Branche, aber in einem komplett verschiedenen Umfeld Ausbildungsinhalte zu vertiefen und zu erweitern. Die Partnerorganisation bereitete aber auch ein Kulturprogramm vor und die Wohnungsvermittlung wurde übernommen. So fanden wir uns zu zehnt in einer beschaulichen WG in der Mitte von Budapest wieder. In einer Minute Fußweg waren wir bei Straßen- und U-Bahn, welches uns eine besondere Flexibilität auch bezüglich der Arbeitswege verschaffte. Frühstück konnten wir jeden Morgen an einer nahegelegenen Bäckerei abholen und zum Abendessen ging es in ein ungarisches Restaurant. Wir teilten uns die Zimmer zum Teil zu zweit, zum Teil zu dritt und hatten einen kleinen Aufenthaltsraum. Deshalb verlegten wir unsere Aufenthalte oft nach draußen bei spät sommerlichen Temperaturen.

Durch die Freizeit am Wochenende blieb auch Zeit, als Tourist durch die Stadt zu schlendern und sich von Kultur und dem Leben als junger Mensch in einer Weltmetropole auch abends bereichern zu lassen... Eine Führung durchs Parlament, einen Thermen-Besuch und Museen verdeutlichten uns die ungarische Kultur und deren Leute. Da die Zeitspanne jedoch weit über ein Wochenend-Trip hinausging, gewöhnte man sich nach einiger Zeit an das Arbeitsleben und den Weg dorthin in der Rushhour. Man konnte als Teil der Gesellschaft in das Leben vor Ort eintauchen.

Um auch im Beruf auf Englisch fit zu sein, hatten wir in der ersten Woche einen Business - Englischkurs. Eine geschulte Trainerin bereitete uns intensiv auf die Sprache und Ausdrucksweise im Gastbetrieb vor.

Mein Laden hieß Prima Hypermarket und ist im östlichen Teil der Innenstadt, in einem Einkaufszentrum, gelegen. Als Teil einer großen Kette waren es etwa 110 Mitarbeiter, die von Montag bis Sonntag knapp 8.000 Kunden pro Tag mit Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln versorgten. Meine Tätigkeiten waren hauptsächlich die Unterstützung des Personals rund um die Waren. Kassentätigkeiten waren aufgrund von Sprachbarrieren wenig sinnvoll. Von der Überprüfung, Verräumung und Kennzeichnung der Waren machte ich vieles am Ende auch selbstständig. Bei internationalen und deutschen Kunden übernahm ich zudem auch die Beratung und Orientierung im Markt. Über gute englische Sprachkenntnisse verfügten leider nur wenige Kollegen, so war es eine Herausforderung, sich zu verständigen; doch mit ein paar ungarischen Vokabeln kam man doch recht weit. So konnte man sich gut integrieren und in die ausländische Arbeitswelt eintauchen.
Dies war sicherlich der größte Erfolg, den ich meines Erachtens nach für mich verzeichnen konnte. So waren es viele Dinge, die sehr ähnlich ablaufen wie bei uns in Deutschland, so zum Beispiel die Warenbeschaffung und Kontrolle. Beim Verräumen und bei der Organisation hätte hier und da ein bisschen mehr Steuerung nicht geschadet.

Für mich persönlich wiegt ein anderer Punkt auch sehr stark, nämlich, dass es scheinbar so große Differenzen in vielen Bereichen und Teilen der EU gibt; sei es das Gehalt, die Arbeitseinstellung oder Sonstiges. Klar ist für mich jedoch, dass diese Leute genauso harte und gute Arbeit leisten können, vielleicht aber geprägt sind von einem anderen Arbeitsumfeld.

Abschließend gilt es einen großen Dank auszusprechen für alle Kollegen vor Ort, den Erasmus-Fonds über knapp 1200€, durch den unser Eigenanteil auf 350€ sank; und alle anderen, die dieses Erlebnis ermöglicht haben. Als Teil der beruflichen und sozialen Erfahrung hätte ich diese Zeit nie missen möchten, die mir sehr viel mitgegeben hat, auch wenn es am Anfang mit der Sprache und der Wohnung nicht alles optimal verlaufen ist. Ich kann nur jedem den Versuch der Erfahrung empfehlen und sich darauf einzulassen... Danke!